Die Ursachen von Zahnfehlstellungen bei Kaninchen und NagetierenBei Kaninchen sind als Hauptursachen einerseits genetische Faktoren, andererseits Ernährungsfehler zu nennen. Leider sind mittlerweile bei Züchtern und Tierhaltern Kaninchen populär geworden, die einen sehr kurzen, großen Kopf haben. Dem "Kindchenschema" zufolge entsprechen sie offenbar dem Idealbild des "niedlichen" Kaninchens, was bei der eher schlanken Kopfform des Wildkaninchens nicht in diesem Maße der Fall ist. Durch die sich hieraus ergebende unterschiedliche Anordnung der Nage- und Backenzähne sind Zahnprobleme vorprogrammiert. Auch die falsche Ernährung spielt eine große Rolle. Häufig bekommen immer noch Kaninchenbesitzer vom Zoohandel und auch von Tierärzten den Rat, in erster Linie Trocken- bzw. Körnerfutter zu füttern ,dazu noch etwas Heu und Gemüse; ab und zu soll dann noch ein hartes Brötchen oder ähnliches zur Abnutzung der Nagezähne gegeben werden. Auch bei Meerschweinchen spielt eine falsche Ernährung eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Zahnproblemen. Eine Besonderheit dieser Tierart ist aber die große Häufigkeit von Zahnproblemen sekundärer Natur. Diese sind auf Entzündungen im Bereich der Mundschleimhaut zurückzuführen, die durch Schmerzen beim Kauvorgang zu einer veränderten Kaubewegung und damit zu einer unphysiologischen Abnutzung insbesondere der Backenzähne führen. Die Ursache für diese Infektion konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. Meinen Untersuchungen zufolge ist höchstwahrscheinlich ein Virus das auslösende Agens. Hauptursachen von Zahnproblemen beim Chinchilla scheint ein Mineralstoffmangel zu sein. Dieser führt zu einer Aufweichung der Zahnsubstanz, so daß insbesondere die Backenzähne den permanenten Kaudruck nicht mehr standhalten; eine Zahnfehlstellung ist die Folge. Häufig ist bei der Zahnkorrektur neben einer Entfärbung der normalerweise gelblich-orangefarbenen Schmelzauflage der Nagezähne auch eine sehr weiche, faserige Konsistenz der Zahnsubstanz festzustellen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei allen Tierarten sind Traumata, die beispielsweise durch "Abstürze" von Chinchillas aus großer Höhe, Nagen am Käfiggitter oder das Fallenlassen von Kaninchen bei Abwehr-bewegungen entstehen können. Mitunter sind äußerlich keine Verletzungen sichtbar, aber Schäden am zahnbildenden Gewebe führen zu Veränderungen an den nachwachsenden Zähnen. Als wichtigste Komplikation von Zahnfehlstellungen sind einerseits entzündliche Veränderungen, andererseits aus der mangelnden Nahrungsaufnahme resultierende Probleme zu nennen. Schäden an Mundschleimhaut und Zunge sind häufig auf das Überwachstum einzelner Zähne oder ganzer Zahnreihen zurückzuführen. Hierbei sind meist großflächige nekrotische Schleimhautbezirke festzustellen, die durch das permanente Reiben der mitunter nadelspitzen Zahnveränderungen beim Kauvorgang entstehen. Die hieraus resultierende Schwellung der Schleimhaut führt zu weiteren Schäden, da diese so noch zusätzlich beim Kauen gequetscht wird. Schmerzen beim Kauvorgang führen zu einer stark reduzierten Nahrungsaufnahme. Häufig fällt dieses dem Tierbesitzer erst sehr spät auf, da die Tiere anfangs noch mit Heißhunger auf das angebotene Futter stürzen, auch einzelne Futterbestandteile aufnehmen, diese aber nicht zerkauen und wieder fallen lassen. Die fehlende Nahrungszufuhr bewirkt eine starke Abmagerung. Es können im Extremfall Gewichtsverluste von bis zu 8% der Körpermasse pro Tag auftreten. Eine besonders bei Chinchillas zu beobachtende Komplikation sind Fellschäden. Diese sind auf einen erheblichen Speichelfluß zurückzuführen, der fast immer mit Problemen in der Mundhöhle einhergeht. Schäden sind zuerst an den Vorderpfoten in Form kahler Stellen, später auch im hinteren Körperdrittel als Verfilzungen der sehr feinen Haare zu erkennen. Betroffene Hautpartien können sich im weiteren Verlauf sekundär mit Pilzen und Bakterien infizieren.
Quelle: Guido Schweigart: "Zahnbehandlung für Nager und Kaninchen" | |||